not everybody's darling - Fashion Kitchen
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Ich bin nicht mehr „Everybody’s Darling“, das war einmal und wird nie wieder passieren. Ich weiß noch genau, wie ich in der Schule immer versuchte, bei den „coolen Kids“ mit dabei zu sein. Zum Teil war ich das auch, aber es fühlte sich nicht so gut an, wie ich es mir ausgemalt hatte. Denn dort war ich auch irgendwie nur der „Depp“ und ein „Mitläufer“. Was die zwei Anführerinnen sagten war Gesetz. Wir treffen uns da und da, wir ziehen morgen das an, usw. Anfangs war ich glücklich zu diesem Kreis zu gehören, denn plötzlich fanden einen alle „cool“ und wollten mit einem befreundet sein. Richtig cool war es aber nur für die zwei Anführerinnen, der Rest hatte keine Meinung und trottete irgendwie nur hinterher.
Natürlich hatten sie auch die süßesten Typen an der Schule und waren absolut und bei jedem beliebt. Mit der Zeit merkte ich aber, dass das nicht meine Welt war und wollte da einfach nur raus. Ich war nicht immer deren Meinung und sagte das auch immer wieder, was nicht so lustig war, denn dann wurde man mit „Gezicke“ bestraft. Ich kapselte mich immer mehr und mehr ab und war nur noch mit Jungs und sehr wenigen Mädels unterwegs, denn hier gab es eigentlich niemals Probleme oder Drama. Außer natürlich es waren Gefühle im Spiel, aber dann gibt es ja eigentlich immer Probleme. Denn wenn der eine nur Freundschaft will und der andere verliebt ist, geht das selten gut.

In dieser Zeit war cih dabei mich zu entwickeln, meinen eigenen Kopf zu bekommen und auch eine eigene Meinung zu haben und nicht wie vorher, immer nach der Pfeife der anderen zu tanzen. In der 9. oder 10. Klasse war ich auch Klassensprecherin und sehr engagiert in meinem Amt. Einmal gab es etwas größere Probleme mit einem Lehrer und viele Klassenkameraden traten an mich heran, dass man hier doch mal etwas klären müsse und alle gesammelt hinter mir stünden, wenn ich das vor versammelter Mannschaft ansprechen würde. Also machten wir eine Stunde aus, in der ich das Thema ansprechen sollte. Gesagt, getan. Ich meldete mich, stand auf und trug das „Problem“ vor. Daraufhin fragte der Lehrer, ob das wirklich so sei und was die anderen für eine Meinung dazu hätten.

Natürlich hatte keiner den Arsch in der Hose und es war Totenstille im Klassenzimmer. Ich ergriff nochmal das Wort und sagte dem Lehrer, dass ich für die gesamte Klasse spreche. Er fragte dann einige Mitschüler explizit und die fielen in ihrer Meinung natürlich um. „Nein, nein, das ist gar nicht so schlimm. Es kann alles so bleiben wie es ist, bla bla.“ Ich dachte mir innerlich nur: Wie kann man jemanden so sehr in den Rücken fallen und warum steht ihr nicht zu Eurer Meinung? Der Lehrer fragte mich dann nochmal sehr provokativ, ob das wirklich die ganze Klasse so sehen würde mit dem Problem und ich sagte dann: „Ja, die ganze Klasse hat mich darum gebeten dieses Thema anzusprechen und auch wenn jetzt einige nicht den Arsch dafür in der Hose haben, zu ihrem Wort zu stehen, ich tue es.“ Ich setzte mich und fühlte diese Genugtuung in mir.

Ich hatte meine Meinung vertreten und es fühlte sich einfach fantastisch an, für eine Sache einzustehen. Am Schluss der Stunde sahen mich einige blöd an und andere wiederum fanden meinen Einsatz klasse. Ich wusste wo mein Weg jetzt hinführen sollte, die ganze Zeit war ich mit dem Strom geschwommen, jetzt war es soweit gegen den Strom zu schwimmen. Auch wenn ich mit dieser Einstellung immer wieder anecken sollte, war es eine der besten Entscheidungen überhaupt.

Ich bin nicht mehr „Everybody’s Darling“, das war einmal und wird nie wieder passieren.

Es fühlte sich einfach gut an seine eigene Meinung zu haben und diese auch zu vertreten. Ich brauchte dieses Schlüsselerlebnis in der Schulzeit, um die Augen aufzubekommen und wach gerüttelt zu werden. Seit dieser Sekunde an vertrete und stehe ich zu meiner eigenen Meinung und ich lasse mir schon lange nichts mehr aufdrücken. Und das hat nichts mit, kritikunfähig, beratungsresistent, frech oder vorlaut sein zu tun. Es hat etwas mit „über den Tellerrand schauen“ und sich Dinge zuzutrauen und machen zu tun, vor denen andere vielleicht Angst haben.

Noch wichtiger ist, keine Angst davor zu haben, was andere über einen denken, nur weil man vielleicht eine andere Anschauung hat, etwas anders macht oder einfach sein Ding durchzieht. Eine eigene Meinung zu haben und nicht immer „ja und amen“ zu allem zu sagen, hat auch etwas mit Selbstbewusstsein zu tun. Und das hatte ich früher auch nicht so wirklich. Das hat sich alles nach und nach entwickelt. Vor allem in meiner Berufskarriere musste ich mit vielen Rückschlägen und Stolpersteinen zurechtkommen.

Und mit Anfang 20 passte mein Lebenslauf schon nicht mehr auf zwei DIN A 4 Seiten. Und das nicht, weil ich kein Teamplayer war/bin oder mich nicht anpassen konnte/kann. Nein, weil ich mit Insolvenzen, Betrügern und Firmen klar kommen musste, die mich nur ausgenutzt und als billige Arbeitskraft missbraucht hatten. Meine Arbeitszeugnisse waren immer 1A aber irgendwie war ich immer zur falschen Zeit am falschen Ort, obwohl ich immer mein Bestes gegeben hatte, war das nie genug.

Meinen Job (Industriekauffrau) habe ich immer, sehr gerne und gewissenhaft gemacht, aber irgendwann ist man einfach nur noch unglaublich frustriert und einfach müde, Tag für Tag gegen den gleichen Endgegner zu kämpfen und niemals ins nächste Level aufzusteigen. Deswegen war der Schritt in die Selbstständigkeit, für mich, die beste Option. Hier kann ich mein eigener Chef sein, meine Kreativität ausleben und jeden Tag das tun, was ich liebe.

Irgendwie wird einem von der Gesellschaft das auch so vermittelt, sei nicht aufmüpfig, sei leise, mach deine Arbeit, fall nicht auf, ecke nirgends an, frag nicht nach, warum das so ist, sondern tu es einfach. Denn das haben wir ja immer schon so gemacht, also machen wir das auch weiter so. In vielen Dingen verstehe ich das Prinzip ja auch – never change a winning team – aber irgendwann muss man auch mal etwas frischen Wind hinein bringen und doch etwas verändern. Und man darf sich auch mal trauen etwas zu sagen. Nicht immer alles nur runter schlucken und damit innerlich  kämpfen. Weil man damit eigentlich nicht glücklich und zufrieden ist.

Eine sehr gute Erfahrung in Hinblick auf eine eigene Meinung ist der Hausbau für mich gewesen, denn wenn man hier nicht sagt, was man will, wird man überrollt, so schnell schaut man gar nicht. Also Frau auf einer Baustelle ist das gleich doppelt schwierig, denn Frauen haben ja prinzipiell absolut keine Ahnung von Handwerk oder diesen ganzen Dingen. Tja, falsch gedacht. Ich habe mich des Öfteren mit Arbeitern und Firmen „angelegt“ und meine Meinung gesagt und vertreten. Denn das ist mein Haus und wer zahlt schafft auch an.

Auf einer Baustelle kann man seine Meinung so gut trainieren wie nirgends anders, denn jeden Tag wird man mit Problemen und Dingen konfrontiert, die entschieden, gelöst oder ausdiskutiert werden müssen. Ich habe in dieser Zeit so viel gelernt und bin vor allem auch immer mehr an mir selbst gewachsen. Ich bin stärker geworden und wusste, ja ich bin auf dem richtigen Weg.

Aber auch der Blog und die damit verbundene Selbstständigkeit haben mich geprägt und mich zu dem Menschen gemacht, der ich heute bin. Ich glaube, ich habe mich in den vergangenen Jahren zu einer starken und selbstbewussten Frau entwickelt, die nichts auf die Meinung anderer gibt, sondern ihr Ding durchzieht. Denn nur so kommt man zu Etwas. Viele können immer noch nicht verstehen, wie man von „sowas“ leben kann und rümpfen die Nase. Aber da wären wir wieder an diesem Punkt „über den Tellerrand schauen“ und jedem das gönnen, was er sich aufgebaut hat. Den Neid und die Missgunst einfach mal bei Seite schieben und sich für den anderen vielleicht sogar freuen.

Jeder hat sein Glück selbst in der Hand und klar, auch ich habe schlechte Phasen, wo man am liebsten alles hinwerfen und einfach nur abhauen würde. Aber dann muss man sich einfach mal Zeit nehmen, durchatmen, die Gedanken ordnen und es wieder anpacken. Wenn ich mit etwas unglücklich bin, dann muss ich versuchen es zu ändern. Und ich nehme mich da gar nicht aus, denn ich habe auch sehr lange gebraucht den Schritt zu tun und etwas zu ändern, aber dann habe ich es gemacht.

Nachdem ich auf der Arbeit, sehr lange meinen Mund gehalten hatte und immer wieder ausgenutzt wurde, habe ich nicht mehr meinen Mund gehalten und gesagt, was ich zu sagen hatte. Und das fanden einige Personen gar nicht so gut und es wurden mir einige Dinge unterstellt.

Aber ab diesem Zeitpunkt konnte ich nur noch Lächeln und mir meinen Teil denken.

Ich habe mir das ganze Theater noch einige Zeit angeschaut und dann meine Kündigung eingereicht. Ich merkte an der Reaktion, dass mich keiner für ernst genommen hatte und viele immer noch das Bild von dem kleinen dummen Blondchen im Kopf hatten. Aber ab diesem Zeitpunkt konnte ich nur noch Lächeln und mir meinen Teil denken. Jetzt bin ich mein eigener Chef und habe mir mein Business aufgebaut. Darauf bin ich stolz und ich freue mich jeden Tag, das zu tun, was ich liebe.

Wie schon gesagt, jeder hat mal Durchhänger, so wie ich auch. Aber da ist es Wichtige, sich vor Augen zu führen was man hat und dafür dankbar zu sein. Wenn man unglücklich ist, dann muss man etwas ändern und da kann auch schon eine Kleinigkeit viel ausmachen. Aber lasst Euch niemals von anderen klein halten, die sagen, Ihr wärt nicht gut genug oder dass man etwas nicht tun könne.

Macht Euer Ding und zieht es durch, denn es ist Euer Leben und da solltet Ihr Euch von niemand reinreden lassen. So mache ich es jetzt auch und ich fahre ziemlich gut damit. Wenn Ihr Hilfe braucht, fragt danach und entscheidet dann selbst, aber keiner braucht gut gemeinte Ratschläge von Menschen, die keine Ahnung haben und es ja gar nicht böse meinen, aber trotzdem mal ihren Senf dazugeben wollen. Auf sowas kann man getrost verzichten. Und man merkt auch schnell, wer es mit einem ernst meint und wer nicht.

Nur Ihr alleine wisst, was für Euch am besten ist, was ihr braucht, Euch glücklich macht und gut tut. Wenn Ihr feiern wollt, geht feiern. Wenn Ihr weinen wollt, weint. Wenn Ihr einen Blog starten wollt, fangt an. Wenn Ihr eine verrückte Idee umsetzen wollt, dann los! Tut das was Ihr tun wollt und steht zu Eurer Meinung. Was die anderen denken ist ganz egal, denn Ihr müsst Euch damit wohl fühlen und zufrieden sein. Ihr müsst nur Euch gefallen und sonst keinem anderen. Wenn die Menschen Euch nicht so mögen wie Ihr seid, dann haben sie nichts in Eurem Leben verloren und Eure Gesellschaft, Freundschaft oder Liebe verdient.

Merkt Euch eins, man muss nicht immer „Everybody’s Darling“ sein und ich bin das schon ganz lange nicht mehr. Und wisst Ihr was? Es fühlt sich so gut an.

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Comments:

  • Unknown

    20. Januar 2019

    Hallo Ann-Christin,Wie recht du hast mit deinen Zeilen ! Das Leben ist zu kurz, um sich darüber zu stressen / sorgen, was andere über einen sagen oder denken. Du musst es nur einem recht machen: DIR . Ich bin fast doppelt so alt wie Du und hätte mir gewünscht, diese von Dir genannten Erkenntnisse nicht erst vor 2-3 Jahren gemacht zu haben. Aber, man ist nie zu alt, um das zu tun, was einem ein gutes Gefühl gibt und glücklich macht. Ich freue mich für dich, für dein "Standing". Auch wenn diese Erkenntnisse immer durch ein 'Tal der Tränen', Wehmut und einer latenten Hoffnungslosigkeit gehen, geht man daraus jedoch immer stärker hervor. Ich spreche aus Erfahrung..�� Ebenso bewundere ich deine Offenheit, sich verletzlich zu zeigen. Auch dies gehört zum 'Heilungsprozess' dazu . Ich wünsche dir alles Liebe und Gute auf deinen weiteren Weg. Mit lieben Menschen mit und an deiner Seite, eine Menge bezaubernde GLÜCKSmomente und viel Freude für *DICH* ��⚘����Liebe und herzliche Grüße, Silvia

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  • 20. Januar 2019

    So ein toller Text!!! Ich ecke auch leicht an, weil ich immer geradelinig und ehrlich bin, aber am Ende bekomme ich dann fast immer auch das, was ich mir erarbeitet habe. Und das ist es dann auf jeden Fall wert, dass ich nicht die Beliebteste bin oder einige den Kopf über mich schütteln, wenn ich mich für etwas einsetze. Liebe Grüße

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  • 2elbi

    20. Januar 2019

    Liebe Anni!

    Du hast sooo recht – ich sehe das ganz genauso und handle auch entsprechend. Und ich hab die Erfahrung gemacht, daß manche es schätzen, wenn man seine ehrliche Meinung sagt – dann weiß man, woran man ist. Wieder andere können damit nicht umgehen. Aber das ist dann deren Problem!
    Ein toller Post!

    Wünsch Dir einen schönen Sonntag ????

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  • Schokoherzchen

    20. Januar 2019

    Richtig gut geschrieben und wunderschöne Bilder, die reine Wahrheit, man muss zu sich selber stehen und seine eigenen Meinungen haben sich selbst treu bleiben nur so findet man zu sein puren Glück☀️

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  • 20. Januar 2019

    Hey Anni,
    es ist schön zu lesen, dass es jemanden gibt, der genauso ist wie ich. Ich ecke ständig irgendwo an, weil ich mir nichts gefallen lasse. Und das ist in den Augen vieler Menschen "falsch". Es wird mir ständig gesagt ich soll "entspannter" werden, obwohl ich einfach zu meiner Meinung stehe und nicht springe, wenn jemand was will.

    Deswegen: Ich finde deine Einstellung super! Bleib bloß am Ball.

    Schönen Restsonntag wünsche ich dir!

    Ganz lieben Gruß

    Steffi

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  • 21. Januar 2019

    Liebe Anni,

    du sprichst in deinem Blogpost so ein wichtiges Thema an. Ich finde, wenn man nicht mit dem Strom schwimmt, wird man manchmal schnell als egoistisch oder vorlaut oder sowas in der Art abgetan. Dabei ist es doch eigentlich etwas Gutes, sich selbst treu zu bleiben.
    Außerdem bewundere ich deinen Mut in die Selbstständigkeit zu gehen. Ich denke, das zu machen, was man liebt, macht einen glücklicher und mit sich selbst zufriedener. Für viele von uns ist der Job etwas, das wir von montags bis freitags tun müssen, um zwei Tage in der Woche das Leben genießen zu können. Und das macht auf die Dauer unzufrieden und unglücklich.
    Mach auf jeden Fall weiter so. Du bist großartig! ????????

    Liebe Grüße
    Katharina

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  • Anonym

    24. Januar 2019

    Liebe Anni,

    mich hat dieser Beitrag total gefangen genommen, denn auch ich bin jemand, der immer versucht everybodys darling zu sein, da ich Angst habe vor der Reaktion der anderen. Ich weiß, dass ich mir damit nur selbst schade und bin auch ziemlich unglücklich deswegen, aber ich habe noch nicht den richtigen Weg gefunden. Du zeigst mit Deiner ehrlichen Art, das es möglich ist. Vielleicht schaffe ich es auch irgendwann einmal.

    Liebe Grüße
    Nic

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